Nicht erst seit Ausbruch des neuartigen Corona-Virus.

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Lippstadt, 23. April 2020  |  Lesezeit: 4 Minuten
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Focus on Surface Disinfection When Fighting COVID-19

Author:
William A. Rutala, PhD, MPH, CIC

David J. Weber, MD, MPH

Das perfekte Desinfektionsmittel oder Produkt für die Desinfektion im Gesundheitswesen wurde noch nicht eingeführt.

Es gibt jedoch eine breite Palette von ausgezeichneten Desinfektionsmitteln, die eine Reihe von Eigenschaften bieten. Seit dem 10. März 2020 empfiehlt die US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) die Verwendung von Desinfektionsmitteln gegen COVID-19, welche auf der Liste N und auf der Webseite der Umweltschutzbehörde (EPA) registriert ist und das im Rahmen des EPA-Programms für neuartige virale pathogene Erreger gegen SARS-CoV-2 qualifiziert ist.2-4

Der Grund für diese Empfehlung ist, wenn Desinfektionsmittel, die Mikroorganismen (z. B. Mykobakterien, nicht behüllte Viren), welche schwieriger zu inaktivieren sind als Coronaviren, inaktivieren können, sollte erwartet werden, dass sie auch COVID-19 inaktivieren. Diese Logik basiert auf der Erkenntnis durch das CDC4 und das EPA2, dass bestimmte Mikroorganismen hinsichtlich ihrer Toleranz oder Beständigkeit gegenüber chemischen Desinfektionsmitteln (d. h. Spaulding-Klassifikationsmodell) eingestuft werden können.

Bei diesem Ansatz werden die Mikroorganismen von den Anfälligsten bis hin zu den am meisten Resistenten eingestuft: Lipid (d. h. behüllte) oder mittelgroße Viren (z. B. Coronaviren); vegetative Bakterien (z. B. S. aureus); Pilze (z. B. Candida, Aspergillus); nicht-lipid (d. h. nicht behüllt) oder kleine Viren (z. B. Poliovirus, Rhinovirus); Mykobakterien (z. B. M. Tuberkulose); Kokzidien (Cryptosporidium); und die am meisten Resistenten, Sporen (z. B. C. difficile).5

Mit diesem konservativen Ansatz teilte EPA die Viren in drei Untergruppen ein, basierend auf Größe und Art des Virus: behüllte Viren (am einfachsten zu inaktivieren wie Coronavirus); große (50-100nm) nicht behüllte Viren (wie Adenovirus und Rotavirus, schwieriger zu inaktivieren als behüllte Viren); und kleine (<50 nm) nicht-behüllte Viren (am schwersten zu inaktivieren, wie z. B. Rhinovirus).2 Diese Einteilung wird verwendet, um die erwartete Wirksamkeit eines Produkts gegen einen neu auftretenden viralen pathogenen Erreger zu bestimmen.2

SARS-CoV-2 ist ein behülltes Virus und ist am einfachsten von den drei Untergruppen der Viren zu inaktivieren. Coronaviren wie SARS-CoV-2 und MERS-CoV verursachen beim Menschen eine akute Atemwegserkrankung und werden von Tieren auf den Menschen übertragen. Fledermäuse sind wahrscheinlich das Haupt-Säugetierreservoir.1

Auf Grundlage der Kriterien der EPA für neuartige virale pathogene Erreger muss ein Desinfektionsmittel für Krankenhäuser die desinfizierende Wirkung gegen mindestens ein kleines oder ein großes nicht-behülltes Virus nachweisen können, um in der Benutzung gegen ein neuartiges behülltes virales Pathogen qualifiziert zu sein.2 EPAs Liste N identifiziert, welche registrierten Produkte diese Bezeichnung auf ihrem „Master Label“ tragen.3

Warum ist das wichtig?

In den letzten zehn Jahren kam es zur wachsenden Erkenntnis, dass die Umweltkontamination von Krankenhausoberflächen die Infektionsübertragung vieler Krankheitserreger fördert. Studien mit epidemiologisch relevanten Krankheitserregern (z. B. MRSA, VRE, C. difficile) haben gezeigt, dass Oberflächen kontaminiert sind und die Häufigkeit von Handkontamination mit der Häufigkeit von Umweltkontaminationen korreliert.

Während das Ausmaß der Oberflächenkontamination mit COVID-19 nicht bekannt ist, haben Studien mit anderen epidemiologisch relevanten Krankheitserregern gezeigt, dass Desinfektion zu einer verminderten Übertragung führt. Darüber hinaus haben Studien mit Coronaviren gezeigt, dass diese auf Oberflächen je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit stundenlang bis tagelang überleben können. Leider haben viele Studien gezeigt, dass die Desinfektion von Oberflächen suboptimal ist und eine effektive Desinfektion nicht nur ein wirksames Produkt, sondern auch eine effektive Praxis erfordert

Die Kombination von Produkt und Praxis führt zu einer effektiven Desinfektion der Oberfläche, einschließlich der Verringerung des Risikos durch die Entfernung von Viren und/oder Inaktivierung von Krankheitserregern.

Die Oberflächenreinigung in der praktischen Umsetzung ist kritisch. Dies wird durch Studien untermauert, die feststellen, dass Oberflächenkontamination mit epidemiologisch-relevanten pathogenen Erregern eher auf Grundlage von nicht gründlich durchgeführter Desinfektion von Oberflächen als einem unwirksamen Produkt beruht. Zwar gibt es viele Faktoren, die die Wirksamkeit der Desinfektion beeinflussen können, jedoch muss die Oberfläche vollständig und gründlich mit einer ausreichenden Anzahl an antimikrobiellen Tüchern, die wirksam gegen den Zielerreger (oder schwieriger zu inaktivierenden Mikroorganismen) sind, gewischt werden und die Kontaktzeit, die in der Anwendungsanleitung spezifiziert ist, eingehalten werden.

Die Übertragung viraler Atemwegserreger wie COVID-19 kann durch verschiedene Faktoren minimiert werden: gründliche und vollständige Anwendung eines EPA-registrierten Desinfektionsmittels gemäß den Anweisungen des Herstellers, welches auf der EPA-Liste N3 aufgeführt ist, persönliche Hygiene, einschließlich Handhygiene, Minimierung des Kontaktes mit Ihrem Gesicht und Atemwegshygieneregeln/Husten-Etikette.


William A. Rutala, PhD, MPH, CIC, ist Berater für PDI. Er ist außerdem Direktor des North Carolina Statewide Program for Infection Control and Epidemiology (SPICE) und Professor an der University of North Carolina School of Medicine.