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Der Keimfrei-Blog

Profi-Tippszu Hygiene & Reinigung

Lippstadt, 05. September 2022 | Lesezeit: 3 Min.

Ab und zu ein Pulver: Hygienisch saubere Wäsche

„Sie waschen, sie waschen, sie waschen den ganzen Tag.“ So fleißige Waschfrauen gibt es nur noch in Kinderliedern. Heute erledigen Waschmaschinen die Arbeit, die unsere Vorfahrerinnen mit vollem Körpereinsatz am Waschbrett leisten mussten.

Statt mit roten und rissigen Händen haben wir es heutzutage mit Keimen in der Waschmaschine zu tun. Warum das so ist, lässt sich am besten am Sinnerschen Kreis verdeutlichen.

Abb. Der Sinnersche Kreis

Abb. Der Sinnersche Kreis

Herbert Sinner leitete in den 1950-er Jahren die Waschmittel-Anwendungstechnik der Firma Henkel. Er fand heraus, dass vier Faktoren für den Erfolg eines Reinigungsprozesses ausschlaggebend sind: Chemie, Temperatur, Mechanik und Zeit. Die modernen Waschmaschinen setzten statt auf Temperatur und Mechanik auf den Faktor Zeit. Damit sparen sie Energie ein, denn weniger Energieverbrauch und ein gutes Energielabel sind ein wichtiges Verkaufsargument.

Besonders viel Energie wird laut dem Mikrobiologen und Hygieniker Prof. Dirk Bockmühl bei den 60 Grad-Ökoprogrammen gespart, die länger laufen müssen, um auszugleichen, dass sie die angegebene Temperatur nicht erreichen. Welche Auswirkungen die Waschtemperaturen auf Mikroorganismen in der Wäsche haben, hat der „Haushalts-Hygiene-Papst“ genannte Prof. Bockmühl in einer Studie untersucht. Der Wissenschaftler packte insgesamt fünf verschiedene Teststämme von Darm- und Hautbakterien sowie Pilzen auf Baumwollläppchen und untersuchte die Keimreduktion bei einem 15-minütigen und bei einem 90-minütigen Waschgang bei jeweils 30, 40 und 50 Grad. Waschmittel mit und ohne Bleiche kamen zum Einsatz.

Fazit der Studie: Benutzt man ein Vollwaschmittel mit Bleiche – in Form von Tensiden ist Bleiche grundsätzlich nur in Waschpulvern enthalten – wird man die Hautbakterien und Darmkeime schon ab 30 Grad und nach 15 Minuten los, Pilze allerdings erst bei 50 Grad.

Im Umkehrschluss heißt das: Wählt man ein Kurzprogramm mit einem flüssigen Waschmittel ohne Bleiche mit 30, 40 oder 50 Grad, bleiben Hautbakterien wie Staphylococcus aureus in der Wäsche, Darmbakterien und Pilze werden erst bei 50 Grad unschädlich.

Wie gefährlich sind Keime in der Wäsche?

Die gute Nachricht: Für gesunde Menschen stellen Keime in der gewaschenen Wäsche keine gesundheitliche Beeinträchtigung dar. Befinden sich jedoch Pflegebedürftige, Säuglinge oder immungeschwächte Menschen im Haushalt, sollte die Wäsche regelmäßig bei 40 oder 60 Grad gewaschen werden. In Krankenhäusern sieht das anders aus. Hier findet während des Waschvorgangs eine chemisch-thermische Desinfektion statt mit höheren Haltezeiten auf der gewünschten Temperatur. Als Arbeitsschutzmaßnahme wird zwischen unreiner und reiner Wäsche unterschieden. Um sich selbst vor Infektionen zu schützen, sollten die Mitarbeiter beim Befüllen der Waschmaschinen Einmalhandschuhe und darüber Arbeitsschutzhandschuhe, Schutzkittel und -haube sowie einen Mund-Nase-Schutz tragen. Das Bullauge, die Dichtlippe, der Türgriff und die Bedienpanele sind nach jedem Waschgang zu desinfizieren.

Einen solchen Aufwand muss man im eigenen Haushalt nicht betreiben. Aber die Zahl der Mikrorganismen, die sich im feuchten Milieu der Waschmaschine wohlfühlen, zu reduzieren, gibt nicht nur ein besseres Gefühl, sondern verhindert auch, dass die Wäsche müffelt.

5 Tipps für eine hygienische Waschmaschine

  1. Regelmäßig die Gummidichtung mit einem Lappen auswischen, denn hier tummeln sich die Bakterien in einem schwarzen Biofilm.
  2. Das Spülfach und die Waschmaschine nach dem Waschen geöffnet lassen, damit sie trocknen können.
  3. Das Einspülfach für das Waschmittel regelmäßig herausnehmen und säubern.
  4. Regelmäßig das Flusensieb säubern.
  5. Optional die Maschine gelegentlich bei 90 Grad desinfizieren. Diesem Waschvorgang Putzlappen hinzufügen, um einen Leerlauf zu vermeiden.

Wer auf bleichehaltiges Waschpulver verzichten möchte, sollte darauf achten, dass mindestens eine Temperatur von 50 Grad Celsius erreicht wird. Also sicherheitshalber kein Ökoprogramm wählen!

Unterwäsche, Handtücher, Bettwäsche und Waschlappen werden besser mit einem Vollwaschmittel mit Bleiche gewaschen. Ebenfalls hygienisch: Die Wäsche an der frischen Luft zu trocken, die UV-Strahlung der Sonne tötet Keime ebenfalls ab. Das freut dann auch die fleißigen Waschfrauen und -männer, die sich mit ihren Maschinen auskennen.

S.T.