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Profi-Tippszu Hygiene & Reinigung

Lippstadt, 06. November 2021 | Lesezeit: 2 Min.

Das P-Wort: Zum Welttag der Putzfrauen

Das P-Wort: Zum Welttag der Putzfrauen

Internationale Aktionstage zeigen an, welche Themen die Menschheit bewegt. Am 1. November wurde der internationale Weltvegantag begangen, am 3. November der Weltmännertag und auf den 13. November fällt laut Wikipedia-Liste der Weltnettigkeitstag. Weniger nett war, dass der internationale Tag der Putzfrau aus ebendieser Liste entfernt wurde.

Ins Leben gerufen hatte den Weltputzfrauentag die Krimiautorin Gesine Schulz. Es war der Geburtstag ihrer Romanfigur Karo Rutkowsky, ihres Zeichens Privatdetektivin mit schwacher Auftragslage und Putzfrau ohne Steuerkarte.

Warum wurde dieser Aktionstag 2011 gelöscht? Weil putzen zwar überwiegend eine weibliche Tätigkeit ist, aber an der Realität vorbeigeht, weil der Putzmänneranteil steigt? Oder weil die Bezeichnung putzen die Tätigkeit von Reinigung und Hygiene als Errungenschaften der Zivilisation diskriminiert? Das wären nachvollziehbare Gründe. Sollte er jedoch entfernt worden sein, weil die fast 650.000 Beschäftigten in der Gebäudereinigung auch weiterhin keine gesellschaftliche Aufmerksamkeit erfahren sollten, ist diese Entscheidung mehr als fragwürdig.

Ein Plädoyer für einen neuen Welttag

Die Redaktion hätte den Tag ohne großen Aufwand und vermutlich sogar mit Zustimmung der Autorin Gesine Schulz und der gesamten Gebäudereinigerinnung in einen internationalen Tag der Reinigungskräfte umbenennen können, um dieser Branche die verdiente Aufmerksamkeit zu geben. Denn die Reinigungskräfte sind diejenigen, die Staub, Schmutz, Dreck und Müll entfernen, den andere hinterlassen.

Sie reinigen in öffentlichen Institutionen und Bildungseinrichtungen, in Bürogebäuden und Fabriken, sorgen für Sauberkeit von Discountern und Geschäften, in Bahnhöfen, Flughäfen, in Heimen und Krankenhäusern. Sie sorgen dafür, dass Busse und Bahnen des Öffentlichen Personennahverkehrs und Flugzeuge Tag für Tag gesäubert werden. Hierfür sind sie meist in der Nacht, am frühen Morgen oder am späten Abend im Einsatz.

Mit dieser schlecht bezahlten „Schattenarbeit“ generierten im Jahr 2020 die über 27.000 Gebäudereinigungsunternehmen einen Umsatz von 19,3 Milliarden Euro. Dabei gehen nur 15 Prozent der Beschäftigten einer Vollzeittätigkeit nach, 68 Prozent von ihnen sind weiblich, rund ein Drittel mit Migrationshintergrund.

Ginge das Heer der dienstbaren Geister in einen Generalstreik, hätte Deutschland innerhalb weniger Tage nicht nur ein Sauberkeits-, sondern ein massives Hygieneproblem, in der Corona-Pandemie das sogar noch einmal in Potenz.

Bücher wie „Putzen als Passion: Ein philosophischer Universalreiniger für klare Verhältnisse“ oder „Die Kunst des achtsamen Putzens: Wie wir Haus und Seele reinigen“ mögen für Klarheit in den eigenen vier Wänden beim Individuum sorgen, führen aber nicht zu einer Wertschätzung oder einer besseren Bezahlung der Reinigungskräfte, die systemrelevant und in Krankenhäusern sogar lebensnotwendig ist.

Ohne eine desinfizierende Reinigung in den Operationssälen und auf den Stationen hätten Bakterien, Sporen und Viren bei Patienten ein leichtes Spiel. Wer hier reinigt, verfügt über ein Know-how über Desinfektionsmittel, weiß, welche Hygiene- und Schutzmaßnahmen bei welchen Bakterien und Viren zu treffen sind und trägt eine große Verantwortung für die Gesundheit der Patienten, was sich nicht in einer differenzierten Entlohnung niederschlägt.

Mit Schulungen und Qualifikationen sollten aus diesen Reinigungskräften in den Kliniken sowie in den Alters- und Pflegeheimen gut bezahlte Reinigungsfachkräfte werden. Das wäre im Zweifel mehr wert als ein weiterer internationaler Tag, aber für das öffentliche Bewusstsein, die Wertschätzung und die tarifliche Lobbyarbeit einer systemrelevanten Berufsgruppe wäre der 8. November als Tag der Reinigungskräfte dennoch ein wichtiger Schritt.

S.T.