Nicht erst seit Ausbruch des neuartigen Corona-Virus.

Der Keimfrei-Blog

Profi-Tippszu Hygiene & Reinigung

Lippstadt, 06. Dezember 2020 | Lesezeit: 2 Min.

Trauriger Rekord für Reinigungsfachkräfte

Sie sind mal wieder die Spitzenreiter, die Berufsgruppe der Reinigungskräfte. Nicht darin, dass sie wie das Pflegepersonal beklatscht werden oder dass lautstark Zulagen für ihren verstärkten Einsatz in der Corona-Pandemie gefordert werden, sondern in der Statistik der Muskel-Skelett-Erkrankungen und den Arbeitsunfähigkeitstagen. Diese Zahlen wurden im soeben erschienenen BKK-Gesundheitsreport 2020 veröffentlicht.

Auch in diesem Jahr hatte die Berufsgruppe der Reinigungskräfte mit durchschnittlich 27 Arbeitsunfähigkeitstagen (AU) den höchsten Krankenstand zu verbuchen. Das sind exakt doppelt so viele AU-Tage wie in den IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen. Monotone und falsch ausgeführte Bewegungen bei körperlicher Arbeit scheinen dem Rücken dann doch mehr zu schaden als den ganzen Tag vor dem PC zu sitzen. Auf den Reinigungskräften ruht die Verantwortung für die Sauberkeit und Hygiene der Republik. Gedankt wird es ihnen nicht, stattdessen hinterlässt der körperliche Einsatz seine Spuren. Bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) landeten die Reinigungskräfte mit 55,8 Prozent bei der ambulanten Versorgung auf Platz eins. Was fällt unter das Krankheitsbild MSE? Die Betroffenen leiden unter Beeinträchtigungen und Schädigungen von Körperstrukturen wie Muskeln, Gelenken, Nerven und Knochen. Diese treten hauptsächlich im Bereich des Rückens, des Nackens, der Schultern sowie der oberen und unteren Gliedmaßen auf und sind die Folge von anhaltenden, wiederholten Belastungen von hoher Intensität.

Keine Fitnesslobby

Während es für die Mitarbeiter in großen Unternehmen eigene Fitnesstrainer gibt und Gutscheine oder Rabatte fürs Fitnessstudio, fallen die Reinigungskräfte, die in der Regel bei Dienstleistern angestellt sind, durchs Raster. Sie haben keine Lobby, die meisten Reinigungskräfte sind Frauen, viele arbeiten in Teilzeit oder als Mini-Jobberinnen. Dabei gibt es auch für diese Branche Schulungs- und Trainingsangebote, um sie bei gesundheitsbewusstem Arbeiten zu unterstützen. Peter Strauch berät Gebäudereiniger deutschlandweit darin, wie sich Arbeits- und Betriebsmittel unter Berücksichtigung von körpergerechten Arbeitsabläufen optimieren lassen. Der studierte Reinigungstechniker und Arbeitswissenschaftler machte noch seinen Fachwirt für Reinigung und Hygiene und ließ sich zum Hygienebeauftragten ausbilden. Er weiß: „Die Erkrankungen des Bewegungsapparates liegen ursächlich in den Körperhaltungen, die während der Tätigkeit eingenommen werden.“ Beim Reinigen und Wischen werden immer wieder die gleichen Bewegungen gemacht, oft in Kombination mit Drehbewegungen des Oberkörpers, beim Bücken wird der Rücken gebeugt, statt in die Hocke zu gehen und die Reinigungsgeräte und -maschinen sind nicht auf die Körpergröße eingestellt.

Dabei ist zum Beispiel die Einstellung der Stiellänge eines Wischmops recht einfach. Dieser sollte bis zum Kehlkopf reichen, dafür sind Teleskopstiele die Voraussetzung. Als Faustregel gilt: Körpergerechtes Arbeiten heißt körpernah arbeiten. Strauch schult Unternehmen und vor allem Krankenhäuser darin, körpergerechtes Arbeiten in der Gebäudereinigung umzusetzen.

Prävention senkt Fehlzeiten

Das Ziel der Strauchschen Schulungen ist es, die Haltearbeit bei der Muskelarbeit und das Verdrehen der Gelenke zu reduzieren. Mithilfe der neu und mental bewusst erlernten Arbeitstechniken werden in einem Tagesseminar die ungesunden automatischen Arbeitsabläufe in körpergerechte Bewegungsabläufe umgewandelt. Das fängt bei der Falttechnik an, geht übers Auswringen bis zur Reinigung von horizontalen und vertikalen Flächen, der Fußbodenreinigung bis zum richtigen Heben, Tragen und Bewegen. Die Investition in eine solche betriebliche Prävention schlägt sich nicht nur positiv auf die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nieder, sondern senkt laut iga.Report 28 krankheitsbedingte Fehlzeiten um ein Viertel. Es wäre wünschenswert, wenn diese Erkenntnisse auch im Umgang mit der Berufsgruppe der Reinigungsfachkräfte ihren Niederschlag fänden.

S.T.