„Über Krankenhauskeime spricht aktuell niemand“

Die Zahl der Corona-Toten, die Infektions- und Reproduktionszahlen und Inzidenzwerte werden täglich in den Medien kommuniziert. Dass sich vor und auch während Corona jedes Jahr in Deutschland zwischen 400.000 und 600.000 Menschen mit Krankenhauskeimen infizieren, von denen jährlich vorsichtig geschätzt 10.000 bis 20.000 sterben, geht gerade völlig unter.

Ein Interview mit Thomas Meyer, Geschäftsführer der HYSYST GmbH & Co.KG, Lippstadt

[?] Der Kampf gegen Viren, Bakterien und Co. wird in den Krankenhäusern nicht erst seit SARS CoV-2 geführt. Warum sind Sie mit einem eigenen Hygienemanagementsystem für die Oberflächenreinigung und im letzten Jahr auch mit einem eigenen OP-Hygienesystem auf den Markt gegangen?

[!] Weil Krankheitserreger nicht nur durch Hände, Instrumente, Aerosole oder Blut übertragen werden können, sondern auch über unbelebte Flächen. Uns HYSYST-Gründer hat im Jahr 2008 der Tod des 37-jährigen Schauspielers Guillaume Depardieu aufgerüttelt. Wenn Sie so wollen, war MRSA der „Gründungskeim“ für unser Unternehmen. Wir haben eine bundesweite Studie in Krankenhäusern durchgeführt und festgestellt, dass nur 28 Prozent der Oberflächen desinfizierend gereinigt waren. Und wir sehen immer wieder, dass Krankenhäuser Stationen schließen müssen, weil z. B. Noroviren über Türklinken übertragen werden können. Dabei hat das Robert Koch-Institut bereits 2004 im Bundesgesundheitsblatt die Anforderungen an die Hygiene und die Reinigung und Desinfektion von Flächen festgelegt.

[?] Aber Fachärzte für Hygiene, Hygienefachkräfte und hygienebeauftragte Pflegekräfte, die gibt es doch mittlerweile überall in den Krankenhäusern …

[!] Ja, das stimmt. Die KRINKO hat 2017 die Mindestanforderung gestellt, dass ein Krankenhaus ab 300 Betten einen Facharzt für Hygiene haben muss. Aber nicht selten kommen diese Hygieneexperten von auswärts oder sind für mehrere Krankenhäuser zuständig. Wer immer vor Ort ist, sind die Hygienefachkräfte, die Fachkrankenschwestern oder Fachkrankenpfleger für Hygiene und die hygienebeauftragten Pflegekräfte. Gerade letztere sind wichtige Bindeglieder zu den Reinigungsfachkräften, die meist bei externen Dienstleistungsgesellschaften beschäftigt sind. Aber wie bekommen man den Transfair hin von der KRINKO und den Vorgaben des RKI, wie werden Tücher, der Wischmop und die Desinfektionsmittel eingesetzt? Niemand protokolliert oder kontrolliert die hygienische Reinigung auf den Stationen und in den Patientenzimmern. Wir geben den Kliniken ein Qualitätsmanagementsystem an die Hand, wie sie regelkonform und rechtssicher reinigen und desinfizieren können.

[?] Brauchen wir jetzt in der Pandemie noch mehr Hygiene?

[!] Da das Coronavirus ein behülltes Virus ist, braucht man nur ein Tensid, um seinen Fettmantel aufzubrechen. Sie werden Corona nicht über die Türklinke bekommen, aber andere Infektionen schon. Die MRSA-Keime, aber auch das Norovirus, die sind noch da und gegen die müssen die Reinigungsfachkräfte sauerstoffabspaltende Desinfektionswirkstoffe einsetzen.

[?] Also mit der Chemiekeule rangehen?

[!] Der Umgang mit Gefahrstoffen ist viel bewusster geworden ist. Chlor und Formaldehyd werden nicht mehr eingesetzt. Das Desinfektionsmittel der Zukunft ist H2O2, also Wasserstoffperoxid, das biologisch abbaubar ist. Weniger fortschrittlich als der Umgang mit den Desinfektionsmitteln sind die Löhne der Reinigungsfachkräfte in den Krankenhäusern. Sie haben die gleiche Lohnstufe wie Reinigungsfachkräfte in der Gebäudereinigung, müssen aber viel umsichtiger arbeiten, gehen mit Risikomaterialien um. Ihre Arbeit steht in direktem Zusammenhang mit der Sicherheit der Patienten.

[…]

HYSYST CleanGuide OP
Orientierung und Sicherheit im OP-Bereich

Von der Analyse, über die Schulung und Qualifizierung der Mitarbeiter anhand bebilderter Arbeitsanweisungen bis hin zu Werkzeugen für eine kontinuierliche Leistungserfassung und Leistungsüberwachung.