Mit Sicherheit weitergedacht

Wer ins Krankenhaus muss, will meist nur eins: schnell gesund werden und wieder zurück nach Hause. Damit das klappt, hat die Düsseldorfer HYSYST GmbH & Co. KG ein System entwickelt, das für bessere Hygiene in Kliniken sorgt.

Laut Bundesgesundheitsministerium erkranken in Deutschland jedes Jahr circa 400.000 bis 600.000 Patienten an Infektionen, die mit einer Behandlung im Krankenhaus zusammenhängen. Zwischen 7.500 und 15.000 sterben jährlich daran. Rund 20 bis 30 Prozent dieser sogenannten nosokomialen Infektionen, die meist durch Erreger wie MRSA verursacht werden, ließen sich nach Angaben der Berliner Charité vermeiden. Dazu müssen die Krankenhäuser aber geeignete Hygienestandards einführen, ihr Personal schulen und die Patienten aufklären.

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Ulrich Kröcker, Geschäftsführer HYSYST

Genau hier setzt das Düsseldorfer Unternehmen HYSYST an. Die vier Gründer und Geschäftsführer Ulrich Kröcker, Thomas Meyer, Ulrich Schulschenk und Michael Uhlich haben ein System entwickelt, das den Keimen den Kampf ansagt und die Hygiene im Krankenhauszimmer sichtbar macht: Unterschiedliche Hygienesiegel – die „HyStyx“ – kennzeichnen die Bereiche und Gegenstände, von denen eine besondere Infektionsgefahr für den Menschen ausgeht. Die Reinigungskräfte orientieren sich daran und können so die markierten Hand- und Hautkontaktstellen täglich systematisch und desinfizierend reinigen.

Die Idee dazu hatte Ulrich Kröcker schon vor 20 Jahren: „Ich war in einem Hotel zu Gast. Die Toilette in meinem Zimmer trug eine Banderole, auf der stand: ‚Diese Toilette wurde für Sie desinfiziert.‘ Das hat mir Sicherheit vermittelt.“ Thomas Meyer ergänzt:

„Unser System ist weltweit einzigartig. Es ermöglicht den Kliniken, die Wirksamkeit der Reinigung lückenlos zu dokumentieren und sich damit auch vor Klagen zu schützen.“

Sichtbare Spuren hinterlassen

Thomas Meyer, Geschäftsführer HYSYST

Thomas Meyer, Geschäftsführer HYSYST

HYSYST gibt den Reinigungskräften die nötigen Hilfsmittel an die Hand, um die Patientenzimmer auf Basis von standardisierten Arbeitsanweisungen zu reinigen. Dabei hinterlassen sie bewusst sichtbare Spuren in den Krankenzimmern: Sie versiegeln beispielsweise Nachttisch und Kleiderschrank mit einer eigens entwickelten Banderole – und der nächste Patient, der in das Zimmer einzieht, kann sicher sein, dass die Schränke frisch desinfiziert sind. Im Bad funktioniert es ähnlich. Dusche und Waschbecken erhalten nach der desinfizierenden Reinigung ein auf Silikonbasis gefertigtes Hygienesiegel. Hat sich der erste Patient die Hände gewaschen, lösen sich die Siegel vollständig auf und fließen ab. Und überall dort, wo Keime übertragen werden können, werden kleine Siegel aus Kunststoff aufgeklebt, die sich von der Oberfläche ab heben: auf Lichtschaltern, an der Toilettenbürste oder am Druckknopf der Wasserspülung. Jeder Patient findet eine Informationsbroschüre auf seinem Bett, die erklärt, was es mit den Siegeln auf sich hat.

Wichtiger Bestandteil von HYSYST sind außerdem Standardarbeitsanweisungen. Der „HyPlanGo“ ist eine Tafel mit einer visualisierten Reinigungsanleitung, die auf dem Wagen der Reinigungskraft montiert wird. Er zeigt mit leicht verständlichen Symbolen, in welcher Reihenfolge gereinigt werden muss: erst das Zimmer, dann das Bad und zum Schluss die Böden. Für jeden Bereich gibt es ein frisches Tuch, jeweils in unterschiedlichen Farben: Das blaue Tuch ist für die Tische, Fensterbänke, Türklinken und Lichtschalter im Zimmer; das gelbe für das Bad. Das rote Tuch ist ausschließlich für die Toilette. Alle Tücher werden nur in einem Zimmer benutzt, genau wie die Wischbezüge für die Böden.

Ein weiterer Vorteil des Hygieneplans: Die Reinigungskraft spart Zeit. „Bei Stichproben haben wir festgestellt, dass die Reinigungskräfte bis zu neun Mal zu ihrem Wagen gehen. Arbeiten sie nach unserem Plan, sind es nur drei Mal“, so Ulrich Schulschenk.

Gründungskredit und Bürgschaft aus einer Hand

Bei der Finanzierung ihrer Geschäftsidee setzten die vier Gründer auf die Stadtsparkasse Düsseldorf. Die stand ihnen gerne zur Seite, denn Ulrich Kröcker bringt 25 Jahre Erfahrung im Vertrieb von Reinigungsmitteln mit; seine drei Kollegen kommen aus dem Qualitätsmanagement, der Unternehmensberatung und dem Facility Management. Geballte Kompetenz also und zusammen fast 100 Jahre Erfahrung in der Branche. „Die Gründerpersönlichkeit ist ein wichtiges Kriterium dafür, ob wir ein Vorhaben begleiten“, sagt Henning Loewe vom Existenzgründer-Team der Stadtsparkasse.

„Wenn die vier es nicht schaffen – wer dann?“

Fast vier Stunden nahm sich Loewe Ende November 2012 für die Gründer Zeit. „Das war natürlich etwas ganz anderes als ein Friseursalon. Die Herren mussten viel erklären. Aber wir waren sicher, dass es sich bei HYSYST nicht nur um ein innovatives Konzept, sondern auch um eine marktreife Idee handelt, für die ein großer Bedarf besteht.“ Auch die NRW.BANK und die Bürgschaftsbank NRW waren schnell von der Geschäftsidee überzeugt. „Beide Banken bieten gemeinsam mit der KfW Bankengruppe einen Gründungskredit an“, erklärt Loewe. „Die Existenzgründer profitieren damit von einem zinsverbilligten Förderdarlehen.“ Die Bürgschaftsbank NRW übernimmt dabei eine Ausfallbürgschaft und sichert so bis zu 80 Prozent des Kreditbetrags ab. Den Antrag für das Darlehen und die Bürgschaft stellten die vier Gründer über die Stadtsparkasse Düsseldorf. „Die Beratung für diesen Gründungskredit kommt also aus einer Hand“, so Loewe.

Tilgungsfreies Jahr erleichtert Anlaufphase

Ein weiterer Vorteil des Kombiprodukts: Es räumt den Existenzgründern ein tilgungsfreies Jahr ein; bis zu drei Jahre sind möglich. „Dass HYSYST diese Kosten erst einmal nicht hat, ist eine wichtige Unterstützung“, sagt Geschäftsführer Meyer. Genau das ist auch die Idee: „Die tilgungsfreien Jahre sollen die Anlaufphase und den Eintritt in den Markt erleichtern“, erklärt Loewe. Das erste Jahr seit der Gründung von HYSYST ist fast um. Und die vier Gründer ziehen eine positive Bilanz:

„Wir haben bereits sechs Krankenhäuser von unserem System überzeugt und verhandeln mit über 30 weiteren.“

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